Alternative zur Fotovoltaik

Außer durch Windkraft wird bei uns Strom aus erneuerbaren Energiequellen in bedeutendem Umfang durch Fotovoltaik erzeugt. Eine Alternative hierzu bietet der Weg über die Solarthermie: Strom aus Sonnenwärme. Das bietet gewisse Vorteile, vor allem, wenn Sonneneinstrahlung im Überfluss vorhanden ist. Und wenn Strom im Überfluss erzeugt werden kann, wird auch P2L – eFuels die Herstellung von synthetischen Kraftstoffen mit elektrischen Strom, interessant.

Fotovoltaik ist heute eine alltagstaugliche Technik, die aber auch Nachteile hat. Einige sind sattsam bekannt, weil sie in jeder Fotovoltaik-Pro-und-Kontra-Liste zu finden sind. Worüber man aber wenig findet, ist die Tatsache, dass die Fotovoltaik nur einen Teil der Sonnenenergie nutzen kann.

Strom aus Sonnenenergie:  Fotovoltaik
Mit Fotovoltaik funktioniert Sonnenstrom derzeit in unseren Breiten (noch) am besten. Aber sie ist nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluss… (Bild: Oleg Savitsky/CC Attribution-Share Alike 4.0 International)

„Foto“ bedeutet ja, dass etwas mit Licht zu tun hat. Solarzellen können nur den Teil der Sonnenenergie nutzen, der im sichtbaren Licht steckt. Der Teil, der in der Sonnenwärme steckt, der Infrarotstrahlung, geht verloren. Man merkt das daran, dass Fotovoltaik-Anlagen sehr heiß werden und gekühlt werden müssen. Diese Abwärme wird verschenkt. Es liegt daher nahe, Strom aus Sonnenwärme zu erzeugen.

Hybridkollektoren

Die Sonnenstrahlung enthält etwa 50 % ihrer Energie in Form von Wärmestrahlung. Andererseits wird aber auch aus sichtbarem Licht Wärme, wenn es von Körpern absorbiert wird. Eine Glasscheibe zum Beispiel lässt kaum infrarotes Licht, also Wärmestrahlung durch. Trotzdem wärmt die Sonne auch durch eine Fensterscheibe. Logisch: Wenn ein Körper das Licht mehr oder weniger absorbiert und nicht reflektiert, ist das nicht reflektierte Licht weg. Nach dem ersten Hauptsatz der Thermodynamik kann die Energie aus diesem Licht aber nicht weg sein. Irgendwo muss sie geblieben sein. Und zwar steckt sie jetzt in Form von Wärme in dem Körper, der das Licht absorbiert hat.

Mithilfe von Solarthermie nutzt man etwa 80 % der Energie im Sonnenlicht. Mit Fotovoltaik bekommt man weniger heraus. Allerdings ist das Äpfel mit Birnen verglichen: Die Fotovoltaik liefert ja universell verwendbare elektrische Energie, die Solarthermie nur Wärme, die am einfachsten zu erhaltende und am schwersten zu nutzende Energieform. Dazu kommt, dass man den Strom aus der Fotovoltaik auch an heißen Tagen gebrauchen kann, wenn am meisten davon erzeugt wird. Wärme ist da eher weniger gefragt.

Strom und Sonne
Licht und Wärme liefert die gute, alte Sonne. Und aus beidem kann man Strom machen…. (Bild: 5snake5/Lizenz: PD)

Um nun einerseits den begehrten elektrischen Strom zu bekommen, andererseits aber möglichst wenig Wärme zu verschenken, kann man Hybridkollektoren bauen. Das sind sozusagen wassergekühlte Fotovoltaik-Elemente. In der Praxis scheint das aber noch nicht so besonders zu funktionieren, denn bisher konnten sie sich nicht durchsetzen. Oder liegt das nur an mangelnder Promotion? Bei kleinen und großen Lösungen dominiert in Deutschland auch ganz klar die Fotovoltaik. In unseren Breiten funktioniert offenbar zumindest derzeit noch Strom aus Sonnenlicht besser als Strom aus Sonnenwärme.

Vor- und Nachteile von Strom aus Sonnenwärme

Dass die Fotovoltaik bei uns die Nase eindeutig vorn hat, liegt daran, dass Strom aus Sonnenwärme mit den üblichen Methoden offenbar am besten funktioniert, wenn sehr viel Sonnenenergie zur Verfügung steht. Die Wärme aus der Sonnenstrahlung stellt uns vor das uralte Maschinenbau-Problem, Wärme in Bewegung zu verwandeln. Die erste für die Industrie taugliche Lösung dafür gibt es seit gut einem Vierteljahrtausend: die Dampfmaschine von James Watt.

Dampfkraft - Transmission
Die Dampfmaschine macht aus Wärme Drehbewegung, die man zunächst mechanisch mit Transmissionen… (Bild: Historisch)

Zunächst war in der Industrie Drehbewegung gefragt. Die Dampfmaschine lieferte sie zentral und man verteilte sie mithilfe von Transmissionen aus Wellen und Flachriemen auf die einzelnen Maschinen. Als man mithilfe der elektromagnetischen Induktion Strom aus Drehbewegung und Drehbewegung aus Strom machen konnte, ersetzten Generatoren, elektrische Leitungen und Elektromotoren die Transmissionen mit den Flachriemen. Mittlerweile hat auch die Dampfturbine die Kolbendampfmaschine fast vollständig verdrängt. Das Prinzip ist aber geblieben: Wärme – Dampf – Drehbewegung. Und aus der Drehbewegung kann man elektrischen Strom machen.

Dampfkraft - Stromerzeugung
… und dann mit Hilfe eines Generators und dem elektrischenStrom als Zwischenmittel verteilte… (Bild: Asurnipal/Lizenz: CC Attribution-Share Alike 4.0 International)

Mit einer im Grunde watscheneinfachen Technik erzeugt man aus Drehbewegung Drehstrom – auch bekannt als Dreiphasen-Wechselstrom – und aus diesem Drehstrom noch einfacher wieder Drehbewegung. Wenn es sein muss, auch weit entfernt vom Ursprungsort der Energie. Und das funktioniert auch beim Strom aus Sonnenwärme. Solarthermische Kraftwerke sind im Grunde ganz normale Wärmekraftwerke, bei der lediglich die Sonnenwärme das Feuerchen unter dem Dampfkessel ersetzt. Und da die Stromerzeugung mit Dampf seit weit über hundert Jahren beherrscht wird, bekommt man mit Solarthermie problemlos den für unsere Stromnetze direkt passenden Drehstrom.

Bei der Fotovoltaik entsteht zunächst einmal an jeder Zelle eine kleine Gleichspannung. Durch die Reihenschaltung vieler Zellen entsteht eine größere Gleichspannung. Aber man hat zunächst einmal lediglich Gleichstrom. Den muss man jetzt erst einmal verhältnismäßig aufwendig per Elektronik in Drehstrom verwandeln, damit man ihn ins Netz einspeisen kann.

Dampfturbine
… und schließlich ersetzte man die Kolbendampfmaschine durch eine Turbine, die aus dem Dampfdruck direkt eine Drehbewegung erzeugt. Und das Ganze funktioniert unabhängig davon, woher die Wärme für die Dampferzeugung kommt. (Bild: Joe Mabel/Lizenz: CC Attribution-Share Alike 3.0 Unported)

Wenn man also den Weg von der Sonne zur Steckdose über den Strom aus Sonnenwärme geht, kommt man mit einer verhältnismäßig einfachen Technik aus. Man benötigt auch keine Halbleiter, deren Produktion nicht so besonders toll für die Umwelt ist. The bad news is: Die Technik mit dem Strom aus Sonnenwärme funktioniert so richtig gut nur in heißen Ländern, am besten in der Wüste. Für kleinteilige und selbst größere Lösungen in unseren Breiten hat daher (noch) die Fotovoltaik die Nase vorn.

Strom aus Sonnenwärme ohne Dampf

Man könnte fast sagen, dass es ein Dogma des Maschinenbaus sei, dass man Wärme mithilfe von Dampf in Drehbewegung umwandelt. Es sei denn, man erzeugt die Wärme direkt im Zylinder, baut also einen Verbrennungsmotor. Beim Strom aus Sonnenwärme haben wir aber, wie beim herkömmlichen Dampfkessel und beim Atomkraftwerk, Wärme die außerhalb der Wärmekraftmaschine entsteht.

Der Stirling-Motor ist schon in der Vergangenheit immer wieder mal aufgetaucht. Hier einer von General Motors aus den 70ern. Derzeit ist er im Zusammenhang mit der Erzeugung von Strom aus Sonnenwärme interessant (Bild: Martin Brown/Lizenz: PD)

Tatsächlich aber haben sich auch schon Leute Gedanken darüber gemacht, wie man Wärme ohne den Umweg über den Dampf in Drehbewegung umsetzen kann. Eine Lösung für diese Aufgabe ist bereits uralt: der Stirlingmotor. Der Grundgedanke des Herrn Robert Stirling (1790 – 1878), einem schottischen Pfarrer, war bereits, aus Wärme direkt Bewegung zu erzeugen. Ein wichtiger Aspekt dabei war wohl, die gefährliche Dampftechnik zu umgehen, mit der damals viele Unfälle passierten. Außerdem hatte der Stirlingmotor einen deutlich besseren Wirkungsgrad als die damaligen Dampfmaschinen.

Trotzdem geriet er mehr oder weniger in Vergessenheit und macht erst in jüngerer Zeit ein wenig von sich reden. Ein weiterer Vorteil des Stirlingmotors gegenüber der Dampftechnik ist seine Skalierbarkeit: Er funktioniert auch in klein vernünftig. Dampftechnik ist immer an eine gewisse Größe gebunden. Deswegen erfand ja auch Herr Lenoir seinen Gasmotor, um kleinen Betrieben ebenfalls eine Kraftquelle zu verschaffen. Der Stirlingmotor eignet sich nicht nur dazu, Abwärme zu nutzen. Man kann ihn auch verwenden, um Strom aus Sonnenwärme in kleinem Maßstab zu erzeugen. Zum Beispiel, indem man seinen heißen Teil in den Brennpunkt eines Parabolspiegels setzt, der dann kontinuierlich der Sonne nachgeführt wird.

Der Schukey-Motor

Eine weitere Maschine, die gut in kleinem Maßstab Wärme in Drehbewegung verwandeln kann, ist der Schukey-Motor, sozusagen die Dampfmaschine der Zukunft. Maschinenbauer müssten ihn eigentlich lieben, denn er erzeugt direkt Drehbewegung, ohne dass zuvor etwas hin und her bewegt werden muss. Er ist wesentlich neuer als der Stirlingmotor, er stammt aus dem letzten Viertel des 20. Jahrhunderts. Man kann ihn auch als Kältemaschine verwenden, wobei er kein spezielles Kältemittel benötigt. Daher hat das Umweltbundesamt den Verdacht, dass die Chemieindustrie die Autoindustrie unter Druck setzt, sich nicht mit dem Schukey-Motor zu befassen. Als Klimakompressor, zum Beispiel auch im Auto, eingesetzt würde er nämlich das Geschäft mit den Kältemitteln versauen.

Ein Schukey-Motor im Schnitt (Bild: Jürgen Schukey/Lizenz: PD)

Der Schukey-Motor wird dennoch von der EU gefördert. Derzeit befasst sich eine Firma namens Thermodyna damit, diesen Motor zur Serienreife weiterzuentwickeln. Als Wärmekraftmaschine verwendet, eignet er sich auch dazu, Strom aus Sonnenwärme zu machen. Und zwar laut seinen Fans auch in unseren Breiten und mit kleinen Leistungen (ab ca. 2,5 kW), wie sie bei privaten Anlagen vorkommen. Er dürfte wohl im Prinzip auch als Alternative zum Stirlingmotor angesehen werden. Seien wir mal gespannt, was aus beiden wird.

Warum ging Desertec in die Hose?

Strom aus Sonnenwärme sollte auch bei dem groß angekündigten Projekt Desertec erzeugt werden. Es ging darum, mithilfe von solarthermischen Kraftwerken in der Sahara gewaltige Mengen von elektrischem Strom zu erzeugen. Und den wollte man dann mit einer neuartigen Gleichstromtechnik teilweise per Kabel nach Europa bringen. Hinterher kann man ja immer sagen, dass man schon vorher schlauer war, und es gewusst habe. Naseweis, wie ich nun mal bin, sagte ich tatsächlich gleich, dass Desertec ein totgeborenes Kind sei. Allerdings dachte ich dabei an die Aufwändigkeit der Übertragung elektrischer Energie über Tausende von Kilometern.

Diese Flächen in der Sahara würden ausreichen, um die ganze Welt, die EU oder Deutschland mit Strom aus Solarthermischen Kraftwerken zu versorgen. Für den gesamten Energiebedarf bräuchte man jeweils etwa die fünf- bis sechsfache Fläche, aber die Sahara ist ja nicht die einzige Wüste auf diesem Planeten… (Bild: Nadine May/Lizenz: CC Attribution-Share)

Tatsächlich, so schrieb jedenfalls das Manager Magazin, scheiterte Desertec aus einem anderen Grund: Momentan würde man den Strom aus der Wüste in Europa noch gar nicht brauchen. Vielleicht hätte es geklappt, wenn man später damit angefangen hätte. Allerdings bleibe ich dabei, dass es Blödsinn ist, Strom über so große Entfernungen zu transportieren. Es hätte nämlich eine prima Alternative gegeben.

Die Idee, Strom mithilfe solarthermische Kraftwerke in großem Stil in der Wüste zu gewinnen, ist an sich nämlich sehr gut. In den USA, wo es auch aus der Wüste nicht so weit zu den Stromkunden ist, funktionieren solche Kraftwerke bereits wunderbar. Mit dem Strom aber, den man in der Sahara machen wollte, hätte etwas anderes sicherlich gut geklappt: die Erzeugung von Kohlenwasserstoffen mithilfe von elektrischem Strom als Ersatz für das Erdöl.

So könnte Strom aus Sonnenwärme Marke Desertec vielleicht doch noch klappen

Mithilfe von Strom aus Sonnenwärme Methan und andere Kohlenwasserstoffe zu erzeugen, löst auch das leidige Problem mit der Speicherung von elektrischer Energie aus erneuerbaren, aber volatilen Quellen. Der Haken daran: Es ist relativ ineffizient. Das heißt, der Wirkungsgrad ist nicht so besonders. Ein schlechter Wirkungsgrad ist aber nicht weiter schlimm, wenn man die Energie sehr billig bekommen kann. Und das ist beim solarthermisch erzeugten Strom aus der Wüste der Fall.

Hier arbeitet eine gewisse Frau Dr. Sage im Australian Ressources Research Center an einer experimentellen Anlage, die aus Methan flüssige Kohlenwasserstoffe erzeugt. (Bild: Darryl Peroni, CSIRO/Lizenz: CC Attribution 3.0 Unported)

Der Transport der Energie aus der Wüste in Form von Kohlenwasserstoffen ist dann ein bereits gelöstes Problem. Da diese Kohlenwasserstoffe Erdgas, Benzin, Diesel und anderen Erdölprodukten entsprechen, kann man sie auch mit der gleichen Technologie transportieren wie „echte“ Erdölprodukte. Also Tankschiffe und Pipelines. Das funktioniert alles schon bestens.

Ob nun Desertec funktioniert hätte, wenn man von Anfang an auf die Synthese von Kohlenwasserstoffen gezielt hätte, darf man auch bezweifeln. Es ist nämlich gut denkbar, dass für die synthetischen Kohlenwasserstoffe auch noch kein wirklicher Bedarf da ist, solange es noch Erdöl gibt. Aber irgendwann wird man ja vielleicht darauf zurückkommen…

Ist das „Verbrenner-Aus“ Traumtänzerrei?

Ab 2035 sollen in der EU keine neue Wagen mit Verbrennungsmotor mehr zugelassen werden dürfen. Angeblich sei der Gesamtwirkungsgrad bei den synthetischen Kraftstoffen zu schlecht. Tatsächlich könnte es aber auch folgendermaßen sein: Vielleicht haben die Politiker ja tatsächlich gemerkt, dass sie mit der Ausnahme betreffend synthetische Kraftstoffe gnadenlos austricksen worden wären. Warum?

Strom aus Sonnenwäreme - Elektroauto anno dunnemals
Mit dem „Stromer“ zurück in die Zukunft: Anno dunnemals war das Elektroauto tatsächlich sehr beliebt. Das änderte sich aber ganz schnell, als man die Verbrenner nicht mehr ankurbeln musste. Tja, der Elektrostarter war sozusagen der Tod des Elektroautos. Oder besser: der Untod, denn es krabbelt ja immer wieder mal aus seinem Grab. (Bild: Historisch)

Schließlich steht nirgends geschrieben, dass ab 2035 kein Diesel- oder Ottokraftstoff mehr produziert werden dürfe. Gleichzeitig würde eine „Ausnahme“ für Verbrennungsmotoren, die mit synthetischen Kraftstoff laufen, keine Ausnahme sein: Synthetische Kraftstoffe sollen ja per se herkömmliches Benzin und Dieselöl eins zu eins ersetzen. Jeder Benzin- oder Dieselmotor läuft damit. Und daher wäre auch jeder Verbrennungsmotor weiterhin erlaubt.

Zudem wie gesagt: Die Herstellung von Benzin und Dieselöl aus Erdöl wird nicht verboten. Selbstverständlich würde man es auch weiterhin verwenden, um die in dem Falle weiterhin erlaubten Verbrennungsmotoren zu betreiben. Die Motorenhersteller müssten lediglich sozusagen auf ihre Motoren schreiben „Läuft auch mit synthetischen Kraftstoff.“ Und alles wäre beim alten geblieben. So jedoch wird der gute, alte Verbrennungsmotor sang- und klanglos in der großen Mottenkiste der Technikgeschichte verschwinden.

Schluss. Aus. Ende Gelände für den bitterbösen „Verbrenner“.

Oder etwa doch nicht? Hmm…

Nun kann aber keiner, der diese Welt ein kleines bisschen kennt, im Ernst glauben, dass sich Riesenkonzerne wie es die Erdölgesellschaften sind, von Politikern so mir nichts, dir nichts ihr Billionen-Dollar-Geschäft kaputt machen lassen. Vermutlich wird beim „Verbrenner-Aus“ rechtzeitig nachgekartelt und diese „Ausnahme“ für die Verbrennungsmotoren durchgesetzt werden, die mit synthetischen Kraftstoff laufen.

verbrennerverbot - Volker Wissing
Rettet Volker Wissing das Auto und das Motorrad wie wir sie kennen und lieben? (Bild:
Mozamaniac/Lizenz: CC „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international“)

Es ist ja tatsächlich auch noch ein Hintertürchen vorhanden: 2026 wird die Entscheidung noch einmal überprüft werden. Das ist nicht besonders lang, aber doch noch drei Jahre, in denen die Probleme mit der Elektro„mobilität“ voraussichtlich nicht weniger werden. Bis dahin dürften nämlich bereits einige der heute noch euphorischen Elektromobilisten der ersten Stunde eine bittere Erfahrung gemacht haben… Dass nämlich das Ende der Batterielebensdauer auch das Ende des Wiederverkaufswert ihres tollen „Stromers“ bedeutet. Tja, such is life: vor ein paar Jahren für teuer Geld gekauft, jetzt nur noch Sondermüll. Einzige Alternative: eine Reparatur zu Kosten bis zur Größenordnung des halben Neupreises – und sogar darüber…

Und gerade lese ich: Es geht schon los mit dem Schießen gegen die gerade erst beschlossene Regelung: Verkehrsminister Volker Wissing droht mit Verweigerung seiner Zustimmung zum „Verbrenner-Aus 2035“, falls das Hintertürchen für die Motoren, die mit eFuel laufen, nicht doch noch eingebaut wird.

In der Zeitung steht doch die Wahrheit

Wenn man ein bisschen zwischen den Zeilen lesen und bestimmte Informationen zusammenbringen kann, kann man auch aus den heute ja sehr braven Medien Dinge entnehmen, die eigentlich nicht an die große Glocke gehängt werden sollen. Vor einiger Zeit las ich das Lamento einer Dame, die bei einer großen Ölgesellschaft angestellt worden war, um diese klimafreundlich umbauen zu helfen.

Nach Erdöl bohrt man schon eine ganze Weile. Und die großen Ölgesellschaften gehen offenbar davon aus, dass damit vorerst mal noch nicht so bald Schluss ist… (Bild: Historisch)

Die Dame kündigte frustriert nach einiger Zeit. Wie sie berichtete, hat die betreffende Ölgesellschaft in Wirklichkeit keinerlei Maßnahmen ernsthaft geplant, um ihre Klimafreundlichkeit zu verbessern. Mit Entsetzen stellte die Dame fest, dass man dort lustig weiterhin Bohrprojekte auf längere Sicht plante. Auf gut Deutsch: Lasst uns ein paar Leute für die Klimafreundlichkeit einstellen und irgendwie beschäftigen. Das macht sich gut in der Öffentlichkeitsarbeit. Ansonsten machen wir mal weiter und uns keine Sorgen um unser Geschäft; das kann uns kein Politiker ernsthaft wegnehmen.

Das empört natürlich die klimagläubigen Fans der Elektromobilität. Dieser Insiderbericht zeigt aber auch, dass sich die Ölkonzerne offenbar in der Tat keinerlei ernsthafte Sorgen um ihr Geschäft machen. Es ist ja aus dieser Ecke eigentlich auch kein Wehklagen zu hören.

Strom aus Sonnenwärme bei den großen Ölkonzernen

Es ist quasi ein Naturgesetz: Mit einer Sache, mit der man Geld verdienen kann, wird auch Geld verdient. Und mit Erdöl kann man Geld verdienen, solange es noch welches gibt. Natürlich müssen aber auch die großen Erdölgesellschaften wissen, dass man zumindest vorerst noch von der Endlichkeit von Erdöl und Erdgas ausgehen muss.

Aber auch daran arbeiten die Ölgesellschaften. Ganz so, wie es die frustrierte Klimaretterin beklagte, ist es dann auch wieder nicht: Es dürfte für die Ölmultis kein unstemmbares Problem sein, ihre Produktion rechtzeitig und ganz gemütlich auf synthetische Kraftstoffe umzustellen. Das sieht man schon daran, dass mindestens zwei große Ölgesellschaften bereits synthetisches Benzin und synthetisches Diesel im Sortiment haben. Das wird zwar derzeit noch aus Erdgas hergestellt, bietet aber ein super Experimentierfeld. Zumal man den synthetischen Sprit und das synthetische Diesel derzeit noch als Premium-Kraftstoff wunderbar zu einem höheren Preis verkaufen kann.

Da sich der synthetische Pistensaft ja verkauft, machen eine ganze Menge Autofahrer sozusagen einen Großversuch damit. Und zeigen dabei, dass die vorhandenen Verbrennungsmotoren wunderbar mit synthetischen Kraftstoff laufen. Die Ölgesellschaften wären dumm, würden sie das nicht zu gegebener Zeit als Argument in Werbung und Lobbyarbeit verwenden.

Pieksauber und „emissionsfrei“: So nette elektrische Autchens gibt es in China…. (Bild: Brücke-Osteuropa/Lizenz: PD)

Die künstliche Herstellung von Methan ist schon lange möglich. Aber auch andere Kohlenwasserstoffe hat man bereits vor dem Zweiten Weltkrieg künstlich hergestellt. Damals wurde das dazu nötige Synthesegas, eine Mischung aus Kohlenmonoxid und Wasserstoff noch aus Kohle gewonnen. Mittlerweile kann man es aber auch aus CO2 und Wasser herstellen. Und natürlich mit Strom aus Sonnenenergie oder Windkraft. Ich denke, man darf davon ausgehen, dass die großen Mineralölkonzerne auch dafür bereits Pläne in der Schublade haben. Sie sind ja schließlich auch bereits bei der eFuel Alliance vertreten, der Lobby der synthetischen Kraftstoffe.

Und China?

In der Vorstellung der breiten Öffentlichkeit mag China ja immer noch das Land der Elektromobilität sein. Auch die Politiker in der EU haben anscheinend noch nicht so recht mitbekommen (wollen), woher der Wind neuerdings weht. China hat sich nämlich mittlerweile von der einseitigen Förderung der Elektromobilität abgewendet. Das Verbot von Verbrennungsmotoren hat man dort auf das Jahr 2060 (!) verschoben. Und – du ahnst es nicht – auch noch die dort übliche Erwerbssteuer beim Kauf kleinerer Verbrennungsmotoren gesenkt.

Strom aus Kohle - Chinesisches Kohlekraftwerk
… und so wird der Strom dafür gemacht. (Bild:
Kristoferb/Lizenz CC Attribution-Share Alike 4.0 International)

Bis 2060 wird auch noch eine ganze Menge Wasser den Jangtsekiang hinunterfließen. Wenn auch das Ende des Erdöls bisher zu keinem der prophezeiten Termine eingetreten ist, nach der Mitte des 21. Jahrhunderts könnte es tatsächlich so langsam in Sicht kommen. Wie sieht es also mit Strom aus Sonnenwärme im Reich der Mitte aus? Und mit synthetischen Kraftstoff?

Nun, auch China hat Wüstengebiete, die sich sehr gut für die Produktion von Strom aus Sonnenwärme eignen. Das wird auch genutzt und zwar gleichmal mit dem weltgrößten solarthermischen Kraftwerk. Aber China betreibt keine Klimapolitik. Was dort für das unbedarfte Auge so aussieht wie achtsame Klimapolitik, ist in Wirklichkeit knallharte geostrategisch. China hat gelernt, die Ressourcen zu nutzen, die es besitzt. Man hat Steinkohle haufenweise, also baut man Steinkohlekraftwerke. In den Wüstengebieten hat man Sonne im Überfluss. Also macht man auch Strom aus Sonnenwärme. Nix Klimaschutz. Pragmatismus. Und vermutlich der richtige Riecher: In China faselt man in punkto Alternative zum Elektroauto mit Batterie zwar auch ein wenig von Wasserstoff, doch sind vor allem die synthetischen Kraftstoffe durchaus ein ernsthaftes Thema. So what?

Mit etwas Böswilligkeit ließe sich nun argwöhnen, dass China die EU sozusagen in eine Art Elektroauto-Falle gelockt hat, die demnächst zuschnappt: Wenn hier die Elektromobiltät scheitert, nachdem unsere Autobauer mit der Umstellung auf „Stromer“ Selbstmord begangen haben, werden die chinesischen Autobauer lachen wie die Gummihexen. Das wird sogar bereits in den Medien für möglich gehalten.